Leuchttürme und Delfine

Ein Gastbeitrag von Silvia Peiker (mehr dazu im Autorenprofil)

Sonnenschein und Wärme hatten wir offensichtlich vergessen einzupacken, denn der gälische Wettergott sandte uns zu den täglich erfrischenden Regenschauern, an die wir uns schon gewöhnt hatten, nun auch noch nahezu blickdichte Nebenschwaden.

Kurz zuvor waren wir noch staunend an den eindrucksvollen Kohlpalmen vorbeigezuckelt, die aufgrund der warmen Meeresströmungen hervorragend in den Gärten gedeihen und ihr südliches Flair verströmen. Nun baute sich auf unserem Weg nach Loop Head eine unheimliche Nebelwand auf, um derentwillen wir nun quasi im Schneckentempo der idyllisch gelegenen Halbinsel entgegen krochen. Der weiß getünchte Leuchtturm, der die herannahenden Schiffe vor den gefährlichen Felsen der Atlantikküste warnt, und das im Reiseführer so verlockend angepriesene Panorama waren nur noch schemenhaft auszumachen. So wurde unser Rundgang am Rand der Klippen zu einem gewagten Unternehmen. Denn der pflanzliche Untergrund war rutschig vom feinen Nieselregen, das Meer brandete wild unterhalb und die Sicht wurde von Minute zu Minute schlechter. Also wieder retour zum Auto und zum nächsten Supermarkt einkaufen fürs Abendessen, wo mich eine freundliche ältere Irin wohl aufgrund meines rötlichen Haarschopfs mit gälisch gefärbtem Dialekt ansprach. Ich verstand nur „station“, war aber geschmeichelt, dass sie mich für eine Einheimische hielt.

Loop Head Leuchtturm, Co. Clare – Foto: Irlandfoto.com

Am nächsten Morgen auf nach Carrigaholt zum dolphin watching. Über dem Fischkutter zogen weiße Wolken, die wie eine Daunendecke jedes Fünkchen Blau des Horizonts verhüllten, unter uns die kalten Wellen des Shannons, in dessen Grau sich ab und zu eine Rückenflosse der verspielten Tümmler abzeichnete. Begeistert zückten sämtliche Touristen ihre Kameras, wenn ein Delfin aus dem Wasser schnellte, nur um rasch wieder unterzutauchen.

Carrigaholt, Co. Clare – Foto: Irlandfoto.com

Mit zunehmender Fahrt frischte der Wind immer mehr auf und ich wäre über einen Anorak, so wie ihn andere vorsorglich dabei hatten, froh gewesen. So froren wir tapfer in unseren leichten Jacken und freuten uns, als wir wieder in den windgeschützten Hafen einliefen.

Rasch sausten wir ins einzige Pub des kleinen Nestes, um uns mit Tee und warmem Essen wieder aufzuwärmen. Groß war die Enttäuschung, denn das einzige Nahrungsmittel, das hier kredenzt wurde, waren, typisch für einen Ort, der vom Fischfang lebt, natürlich Flossentiere. Diese wurden jedoch von unseren Kids, mit Ausnahme von Fischstäbchen, vehement zurückgewiesen. Aber die Iren sind ja für  ihr großes Herz bekannt, und so versorgten sie unseren hungrigen Nachwuchs mit einer eigens für sie zubereiteten bunten Obst- und Gemüseplatte. Da strahlten die Kinderaugen und auch der beste aller Väter und ich konnten uns nun ohne schlechtes Gewissen am köstlich zubereitetet irischen Wildlachs delektieren.

Ein irischer Segensspruch spiegelt die Hilfsbereitschaft der Inselbewohner wider:

„Bedenke, dass jemand, der an deine Tür klopft, vom Himmel geschickt sein könnte.“

Anmerkung von Irlandfoto:

In Carrigaholt spielen auch diverse Szenen aus dem Film „Sprachlos in Irland“, der 2020 in der Gegend hier gedreht wurde.

Siehe auch: https://www.ardmediathek.de/suche/Sprachlos%20in%20Irland

Autorenprofil:

Silvia Peiker – Ein edler Tropfen aus dem Jahrgang 1963, Fremdsprachensekretärin, Studium der Freizeitpädagogik. Tätig bin ich in der Bibliothek, wo ich für das Kleinkind- und Ferienprogramm zuständig bin. Meine Leidenschaft sind Bücher, Schreiben und die Natur. Ich bin Mutter von drei Kindern und lebe mit dem besten aller Väter, der jüngsten Tochter und zwei süßen Katzen in Wien.

Mehr Geschichten von Silvia findet Ihr hier: https://www.story.one/de/u/silvia-peiker-17522

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