Heute habe ich mich dazu entschieden, mal ein paar Zeilen über das Lieblingsthema der Iren zu schreiben… Das Wetter.
Inspiriert zu diesem Artikel wurde ich durch die heutige Wetterlage. Ich saß in meinen neu eingerichteten Homeoffice und betrachtete den Regen, der fast quer daher kam. Gleichzeitig aber schien die Sonne direkt ins Zimmer, worauf ich den Vorgang bis zur Hälfte des Fensters zog um nicht geblendet zu werden.
Andererseits musste ich aber auch das Fenster für ein paar Minuten öffnen, denn durch die Sonne, die ins Zimmer schien, war es mir definitiv zu warm. Auch das angebrachte Rollo kam zum Einsatz und verdunkelte den hellen Himmel, der noch zusätzlich blendete. Mit meinem schmalen Ausguck, den ich mir so gebaut hatte, kam ich mir vor wie ein Ritter, der durch die Schießscharten der Burg die Umgebung beobachtete.

Das Ganze wurde dann noch untermalt von einem Sturm, der mit lauten Pfeifgeräuschen auf sich aufmerksam machte und die Bäume in der Nachbarschaft ordentlich durchschüttelte.
Originaltext heute auf der Webseite von „Met Éireann“, dem 1936 in Dublin gegründeten Wetterdienst in Irland:
Status Yellow – Wind warning for Galway, Mayo, Clare, Cork, Kerry and Limerick
Southwest to west winds veering northwest will reach mean speed 50 to 65km/h with gusts of 90 to 110km/h.
The combination of strong winds coupled with high tides brings an increased risk of coastal flooding. Valid: 15:00 Wednesday 18/11/2020 to 01:00 Thursday 19/11/2020
Wobei mir derartige Warnungen nach 9 Jahren in Irland lediglich ein leichtes Grinsen bescheren, auch wenn eine Windstärke zwischen 103 und 117 km/h auf einer Webseite, die ich dazu fand, als „orkanartiger Sturm“ bezeichnet wird. Ich glaube, nach ein paar Jahren auf der grünen Insel hat man ohnehin einen anderen Bezug zum Wetter.
Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als mich meine Eltern zum ersten Mal in Irland besucht hatten, nachdem ich ausgewandert bin.
Es war Anfang November und ich hatte damals im County Tipperary gewohnt. Nachdem wir vom Flughafen in Cork zu Hause ankamen, machten wir kurz einen Abstecher zu einem größeren Kaufhaus, um noch ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage zu besorgen. Als wir am Parkplatz aus dem Auto stiegen, liefen einige junge Mädchen in Schuluniformen an uns vorbei. Meine Mutter, die sich nach dem Aussteigen aus dem warmen Auto, noch fester in Ihren Wintermantel packte, hatte einen Ausdruck im Gesicht als hätte sie gerade einen Außerirdischen gesehen. Die Mädchen mit ihren kurzen Röcken, ohne Strumpfhosen und in leichten Jäckchen liefen fröhlich lachend an uns vorbei als wäre es Frühling.
Es dauerte noch einige Besuche in Irland, bis sich meine Mutter daran gewöhnt hatte, dass man sich hier zum Teil „etwas anders“ kleidet. Hier auf der Insel ist die Kombination von Winteranorak mit fellbesetzter Kapuze, kombiniert mit Shorts und Flipflops, bei einer Außentemperatur von ca. 5°C für mich mittlerweile ein normaler Anblick. Einen Besucher vom europäischen Festland lässt ein derartiger Anblick doch eher staunen.
Ach ja, ca. 20 Minuten nachdem ich Vorhang und Rollo zugezogen hatte, konnte ich meine „Schutzvorrichtungen“ wieder in den Urzustand versetzen, denn die Wolken, die nun vor der Sonne hingen, verdunkelten das Büro zu sehr.
Das irische Wetter quasi als Bewegungstherapie im Homeoffice…
Vielleicht stelle ich mal die Kamera im Büro auf und mache einen Zeitraffer über das Wetter.
Ich hätte vor ein paar Monaten nicht daran gedacht, jemals einen Blog über das Wetter zu verfassen, aber genau dieses zwingt mich gerade dazu, mir zusätzliche Themen zu suchen. Aktuell befinden wir uns noch im Lockdown und der astronomische Winter steht vor der Türe. Ich befürchte, diese Kombination wird noch eine Weile neue Bilder von Irlands Landschaften verhindern. Ich schreibe bewusst „astronomisch“, denn auf weiße, schneebedeckte Landschaften wartet man hier eher vergeblich.
Ausnahme: Das Jahr 2018, als in Irland der stärkste Schneefall seit 1982 den Verkehr im März für einige Tage lahmlegte und bereits am 28. Februar zu Hamsterkäufen führte als der Wetterbericht den bevorstehenden extremen Schneefall ankündigte. Dieser wurde durch den Sturm „Emma“ oder wie man ihn hier nannte „the beast from the east“ ausgelöst. Aus Sicherheitsgründen wurde uns am Freitag, den 02. März vom Arbeitgeber bezahlter Urlaub verordnet, denn in Irland gibt es keine Winterreifen und das Risiko von Unfällen aufgrund des Wetters sollte somit vermindert werden.
Kinder, die Schneemänner bauten, die noch für Tage zu sehen waren und unseren Hund in einer schneebedeckten Landschaft zu fotografieren, waren schon seltene Erlebnisse für jemanden wie mich, der richtigen Schnee nur noch aus Erinnerungen an die Zeit in Deutschland kannte.



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