Ein üppiges Mittagessen letzten Sonntag und das sonnige Wetter brachten mich auf die Idee, mich ein wenig an der frischen Luft zu bewegen. Da ich aber keine große Lust hatte, weit zu fahren, entschied ich mich dazu, mal wieder einen Spaziergang durch Ennis zu machen und zu sehen, was es an interessannten Foto-Objekten gibt.
Ich schnappte mir also eine Kamera und montierte das Nikkor 50mm Objektiv darauf. Auf einem Schrank fand ich noch eine alte Fototasche, die gerade mal Platz für die Kamera mit dem kleinen Objektiv darauf bot und fuhr so ausgerüstet, die 5 Minuten in die Stadtmitte.
Ich hatte absichtlich nicht mehr an Ausrüstung mitgenommen, denn gerade die Objektive mit Festbrennweite zwingen einen dazu, sich mehr Gedanken über die Bildkomposition zu machen. Anstatt am Zoomring zu drehen um den geeigneten Bildausschnitt zu bekommen, muß man sich bewegen. Das ist nicht nur gesund, sondern schult auch das Auge.
Dazu gibt es ein passendes Zitat des 1921 in Wien geborenen, österreichischen Fotografen Ernst Haas:
„Das beste Weitwinkelobjektiv? Zwei Schritte zurück“
Daher ein Tipp an alle Fotografie-Einsteiger:
Kauft euch eine Festbrennweite, es lohnt sich!
Das Nikkor AF 50mm f/1.8D zum Beispiel, gibt es schon für ca. 100 € in Internet. Auch von Canon oder anderen Herstellern gibt es entsprechende Angebote in dieser Preisklasse.
Mit meiner Tasche und einer leichten Jacke bepackt, machte ich mich am frühen Nachmittag auf den Weg durch Ennis und entdeckte auf meinem Spaziergang nette Objekte, die ich sonst nie so wahrgenommen, oder überhaupt gesehen hätte. Wie z. B. im nachfolgenden Bild – Die Ketten an der Grundstücksgrenze unserer örtlichen Bibliothek.

Ich schlenderte ca. 1-2 Stunden durch den Ort und kam an Plätze, die ich bisher noch nie besucht hatte, seit ich 2013 hergezogen bin.




Es sieht aus, als wenn diese durch den Baum hindurchgehen würden. In der Hektik beim Einkaufen oder vom Auto aus, fallen einem solche Dinge gar nicht erst auf. Macht Euch in eurem Heimatort mal zu Fuß auf den Weg, Ihr werdet staunen…
(Das gesamte Album findet Ihr auf der Facebook-Seite)
So kam ich am Ende meiner Tour an eine Brücke, die ich unbedingt fotografieren wollte und hörte schon von weitem, wie jemand Gitarre spielte. Als ich näher kam, saß dort ein älterer Mann auf der Mauer am Fluß und zupfte an den Saiten seiner Holzgitarre. Mit dem Fluß davor war dies eine interessante Komposition und ein weiteres Motiv für meine Bilderreihe, die ich komplett in schwarz/weiß geplant hatte. Da er mit dem Gesicht zum Fluß saß, bemerkte er mich erst gar nicht. Erst als er mein etwas lauteres „How are you“ vernahm, drehte er sich zu mir herüber.


Wir unterhielten uns natürlich erstmal kurz über das Lieblingsthema der Iren – das Wetter. Ich fragte ihn, ob ich ein paar Bilder von ihm machen dürfte, da ich dieses Bild von ihm vor dem Fluss so interessant fand. Er hatte nichts dagegen und lächelte mit einem freundlichen „If you like“ zu mir herüber.
Im Verlauf unserer netten Unterhaltung erzählte mir Peter, wie er sich mir vorstellte, über seine Zeit in München, wo er vor vielen Jahren als Maler gearbeitet hatte und sang mir stolz eine Zeile des Liedes „Lili Marleen“ von Marlene Dietrich vor, das er noch aus dieser Zeit kannte.
Nach ca. 15 Minuten verabschiedeten wir uns und ich spazierte zurück zum Parkplatz. Die Bilder von Peter waren das Highlight des Tages und wieder einmal ein Fall von „perfect timing“.
Wäre ich eine halbe Stunde später dort gewesen, wäre Peter wahrscheinlich bereits weitergezogen, denn die Wolken wurden allmählich dichter und dunkler.
Ich hatte die richtige Zeit für meinen Spaziergang durch Ennis gewählt.
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