Im September 2019 entschieden wir uns, d. h. meine Frau und meine Eltern, die ihren jährlichen Irlandurlaub bei uns verbrachten, die Insel Inishbofin zu erkunden.
Da uns meine Eltern seit einigen Jahren immer im Mai und, wenn möglich, nochmals im Herbst hier in Irland besuchen und wir dann jedesmal eine andere Ecke Irlands für 1-3 Tage bereisen, wurde es mit der Zeit immer schwerer, ein geeignetes Ziel zu finden. In den vergangenen Jahren hatten wir so bereits ziemlich den gesamten „Wild Atlantic Way“ von Cork bis Nordirland abgegrast. In einem Jahr waren es allein 3 Tage durch Connemara, in einem anderen Jahr war der Ring of Kerry an der Reihe, 2018 ging es durch den Osten Irlands, über Wickow Mountains und Waterford wieder zurück usw.
So saß ich im September 2019 wieder vor dem PC und studierte alle möglichen Reiseziele und Routen für unsere Tour. Irgendwie blieb ich im County Galway hängen und suchte die Küste auf der Landkarte im Internet ab. Ich erinnerte mich an ein Gespräch mit einem Arbeitskollegen vor einigen Monaten, bei dem dieser von Inishbofin schwärmte. Ich suchte genauer nach dieser Insel und die Bilder die ich fand, sahen vielversprechend aus. So verkündete ich fröhlich meinen Vorschlag, der allen gefiel und wir planten die Tour.
Inishbofin ist die größte Insel Connemaras und liegt ca. 9 km südwestlich des Fischerdorfes Cleggan an der Spitze der Cleggan Bay. Von dort aus geht 3 mal täglich eine Fähre nach Inishbofin. Die Überfahrt dauert ca. 30 Minuten.
Da wir uns für die letzte Fähre am Abend entschieden hatten, fuhren wir schon mittags los um genügend Zeit für diverse Pausen zu haben, denn der Wetterbericht versprach einige schöne und warme Tage. Da ich nicht zum ersten mal durch Connemara fuhr, war mir auch auch klar, die meisten Pausen würde ich zum Fotografieren brauchen, den dort findet man alle paar Kilometer ein schönes Motiv.
Die Route führte von Ennis über Galway und dann entlang der N59 in Richtung Nordwesten, unter anderem vorbei am Derryclare Lough, dem, speziell bei Lachs- und Forellenfischern beliebte, Süßwassersee mit seiner malerischen Insel „Pine Island“ und dem 12-Bens-Gebirge im Hintergrund. Dort wollte ich unbedingt ein paar Fotos machen, denn bei meinem letzten Besuch in der Gegend war das Wetter nicht berauschend und die zweite Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Aufgrund des traumhaften Wetters entschieden wir uns unterwegs, anstelle nach Cleggan abzubiegen auch noch einen Abstecher zur Kylemore Abbey zu machen, denn wir hatten genügend Zeit eingeplant und das Kloster war nur ca. 20 Minuten entfernt. Nach einem kleinen Imbiss beim Besucherzentrum ging es wieder zurück nach Cleggan, wo wir unser Auto am Hafen geparkt hatten und auf die Fähre warteten, denn die ca. 15 km² große Insel Inishbofin kann nur zu Fuß besucht werden.
Während der Überfahrt mit der Fähre ging die Sonne langsam unter und ich hatte die Gelegenheit, einen Sonnenuntergang auf See zu fotografieren. Diese Gelegenheit bekommt man auch nicht jeden Tag.

Je länger die Fahrt dauerte, desto nervöser wurde ich, denn ich hatte gehofft, das Festland noch zu erreichen, bevor die Sonne endgültig untergeht.
Am Hafen angekommen, hatte ich schnell die Kamera aus der Tasche geholt und auf einer kleinen Mauer ausgerichtet, denn zum Aufbauen des Statives war keine Zeit mehr. Gerade noch rechtzeitig hatte ich den Auslöser gedrückt und konnte noch schnell ein paar Bilder von dem gelb/orangen Streifen am Horizont schießen, bevor alles in ein dunkles Blau getaucht wurde.

Der Abend war gerettet und ich konnte mich gemütlich daran machen, unser restliches Gepäck ins nahe gelegene Hotel zu bringen und das Restaurant fürs Abendessen aufzusuchen.
Am nächsten Morgen wurde ich mit einem wunderbaren Ausblick von der Terrasse unseres Zimmers aus belohnt. Vor mir lag eine kleine Bucht, in der die Boote ruhig im Wasser lagen und auf die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages warteten.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg und wanderten eine steile Straße beim Hafen entlang, hinauf zu einer Anhöhe von der man eine wunderbare Aussicht auf den südlich Teil der Insel mit seinem 1909 erbauten Leuchtturm hatte.



Auf unserer weiteren Wanderung trafen wir auf einen freundlichen Iren, mit dem wir ins Gespräch kamen und der hier ein Ferienhaus besaß. Da man sich auf Anhieb gut verstand, bot er uns an, uns für ein paar Euros in seinem Jeep mitzunehmen uns uns die Insel zu zeigen. Das kam vor allem mir sehr gelegen denn, obwohl die Insel „nur“ 5,5 km lang und ca. 3 km breit ist, wäre eine Erkundung zu Fuß in den paar Stunden, die uns bis zum Ablegen der Fähre am späten Nachmittag blieben, unmöglich gewesen. So hatte ich doch die Möglichkeit, einen Großteil von Inishbofin zu sehen und vor allem Bilder davon zu machen.
Auf der östlichen Seite besuchten wir Dumhach Beach, einem kleinen Sandstrand, der 2019 den „Green Coast Avard“ für saubere Umwelt und ausgezeichnete Wasserqualität verliehen bekam. Auf dem Weg dorthin passierten wir den St. Colman’s Friedhof mit seiner Kirchenruine, der idyllisch etwas weiter unten gelegen neben der Straße lag und von dem man einen wunderbaren Blick auf den Strand und die Berge von Connemara im Hintergrund sah.

Nach einen kurzen Aufenthalt am Strand brachte uns unser „Reiseleiter“ auf die nordwestliche Seite der Insel, wo eigentlich eine Seehundkolonie lebt. Leider waren die Tiere an diesem Tag nicht zu sehen, aber allein die, von kleinen Felsen übersäte, raue Gegend dort war auch so genial anzusehen.

Bevor wir dann zu unserem Hotel zurückgebracht wurden, waren wir noch auf eine gute Tasse irischen Tees auf der Terrasse unseres neuen Bekannten eingeladen. Mit vielen neuen Eindrücken ging es dann am späten Nachmittag wieder zurück aufs Festland und in Richtung Heimat. Wir hatten uns jedenfalls die richtige Zeit für diese Unternehmung ausgesucht, denn um diese Zeit, Ende September, sind fast keine Touristen mehr auf der Insel mit ihren ca. 160 Einwohnern und die Hotels schließen bald für die Winterpause. Ich denke, das war nicht der letzte Besuch auf dieser wunderschönen Insel.





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